Rezensionen

Installationen

„Das Bildrepertoire des Mikrokosmos: Pollen, Larven, Einzeller: Aus Stoff, Fiberglas, Epoxidharz und Farben formt Antje Seemann Objekte, die an Lebewesen erinnern, die unter der mit bloßem Auge wahrnehmbaren Schwelle existieren. Die Kunstobjekte sind ins Überdimensionale vergrößert und werden in der „freien Natur“ installiert.
Vergrößerung und intensiven Farbe sowie die Platzierung erzeugen einen Verfremdungseffekt, der den Betrachter zunächst abstrakte Dinge im Naturumfeld sehen lässt. Dies löst einerseits Irritation aus, andererseits stößt es eine Reflektion über Eingriffe des Menschen in seine Umwelt an. Im weiteren Betrachten klärt sich der Blick, die Objekte werden in ihrer Ähnlichkeit zu Naturgebilden und als ästhetische Akzentsetzungen verstanden.“

Willy Athenstädt, „Kunstsaaten“, 2001

„Mit der Konfrontation von natürlich Gewachsenem gegenüber künstlich Geformtem entstand ein Spiel um den Begriff des Plastischen. Der ungewöhnliche Anblick der vertrauten Natur, verändert durch die Kunstobjekte, weckt die Erinnerung an meist ungesehene, aber dennoch wahrgenommene Entwicklungen der Natur: unter Blättern, an Ästen entwickeln sich Raupen, Larven und Schwämme, die wie Ausstülpungen der Flora wirken, bis sie sich zu selbstständigen Lebewesen entpuppen. (…) So wie Wirt (Baum) und Gast (Parasit) ein gegenseitig ergänzendes System bilden, entsteht auch eine Korrespondenz zwischen Natur – und Kunstschönheit. Und weiter mag hier der Blick auf das Phänomen Entwicklung gerichtet werden: Die wurmartigen Objekte werden sich womöglich durch Metamorphose zu schillernden Insekten, Faltern und Fliegen verwandeln.
Die Erwartung der Verwandlung ist es, die durch Seemanns Objekte geweckt wird ind ein genaueres Hinsehen für die „natürliche“ Natur zur Folge hat.“

Willy Athenstädt, „Kunstsaaten“, 2001

„Die lange Zeit des Betrachtens hat der Wirkung Ihrer sehr schönen und ausgesprochen nachdenklich machenden Arbeit gut getan: Der Blick in die Tiefe von Licht ist und bleibt stark! Sehr starke Arbeit! Die Suche in meinen Gitterköpfen* bringen Sie auf den Punkt. Aber auch andere Assozitionen stellen sich ergänzend ein: Auch Erotik schwingt mit, Geburt, endzeitliche Perspektive, Nahtod-Ahnung. Kurz: Ihr Loch, Ihr Lichtloch, Ihr Schlupfloch macht froh. Es ist nur schade, dass so etwas offensichtlich nur temporär bis zum nächsten Wetterwechsel angelegt ist. Aber andererseits wird in der Vergänglichkeit Ahnung von Ewigkeit sichtbar.“

*Gitterköpfe: Titel einer Werkreihe von Herbert Falken

Aus einem Brief von Herbert Falken über den ersten „Federbrunnen“, 2006